Времето притиска - Die Zeit drängt

Es ist ein bisschen gruslig: 1 Monat und 4 Tage - das ist die unglaublich kurze Zeitspanne, die bleibt, bevor mich der Bus nach София / Sofia fährt und in einen neuen Lebensabschnitt schmeißt.

Die letzten Monate sind wie im Flug vergangen und es ist wahnsinnig viel passiert.

Schritt für Schritt bin ich erst die Bewerbungsphase für die Zukunft, dann die Vorprüfungen und Prüfungen, alles Organisatorische des Abis, die eine oder andere Reise und alle Seminare, Arztbesuche und Ämtergänge abgetapst und hatte dabei stets den Gedanken im Kopf. "Im Juli ist der ganze Druck weg und ich kann durchatmen." Naja. Errare humanum est.

 

Am letzten Wochenende hatte ich mein letztes Seminar in Nürnberg und habe dort all meine Mitfreiwilligen das letzte mal vor unserem gemeinsamen Vorhaben überall in der Welt gesehen. Es war eigenartig den Leuten "tschüss" zu sagen, die ich in einem Jahr sicher sehr verändert wiedertreffen werde und hat sich vielen gegenüber doch völlig banal angefühlt. Lustiges Beispiel eines irgendwie typischen Satzes: "Ach du gehst ja nach Bosnien, naja das ist  entspannt, dann sehen wir uns beim Zwischenseminar [im Februar; a.d.R]. Bis dann. Machs gut."

 

Vorbereitungstechnisch geht es allmählich in die heiße Phase.
Ab übermorgen werde ich ein Praktikum im Lindenhaus der Dresdner Tafel machen. Das Haus bietet Schlafplätze und Ansprechstation für Jugendliche Obdachlose aus Dresden und Umgebung. Ich bin ganz gespannt darauf, das erste mal mit "Straßenkindern" in Berührung zu kommen und denke, dass es eine gute Gelegenheit der Vorbereitung auf meine Arbeit in Sofia ist. Im Lindenhaus werde ich - so ist es geplant - in alle Bereiche mal reinschnuppern dürfen. Küchenarbeit, Essensausgabe (sowohl Mahlzeiten als auch Lebenmittelvergabe im "Tafelstil") und Amtsgänge mit den jungen Männern. Für eine Woche wird das mit Sicherheit eine recht zeit- und gedankenfüllende Arbeit für mich sein und eventuell eine Art "Sprungbrett" mit - im Vergleich zum Haus Konstantin in Sofia - milderen Bedingungen. Soweit die rein psychische Vorbereitung.

 

Mein Bulgarisch-Lernbuch ist nebenbei der wohl treuste und boxtalentierteste Gefährte, den mein Gewissen jemals hatte. Das kyrillische азбука (= azbuka / Alphabet) kann ich allmählich ganz gut lesen, was jedoch das Manko nicht ganz ausgleicht, dass mein Vokabelgedächtnis ein Sieb in Tornetzform ist.... und die Vokabeln so groß wie Erbsen. Die Sprache ist momentan wirklich meine größte Sorge. Wer mich kennt weiß, wie wichtig es mir ist, mich ausdrücken zu können und vermutlich wird es erstmal eine riesen Herausforderung sein, mich nicht verbal artikulieren zu können und auf meine (missverständliche) Mimik und Gestik angewiesen zu sein.

 

Zum großen Glück ist jedoch der Optimist in mir trotzdem hellwach und benutzt mein Herz regelmäßig als Hüpfburg, sodass meine Vorfreude auf die Zeit in Bulgarien keine Chance hat einzuschlafen.

 

Soweit so gut. Lieb grüße ich Euch!

Anna



 

 

 

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Kommentare: 1
  • #1

    louisi (Dienstag, 31 Juli 2012 16:27)

    mach dir mal keinen allzu großen kopf wegen der sprache, anna. es gibt keine bessere lernmethode als learning-by-doing (meiner meinung nach) und dieser teil fängt ja bald an. so wie ich dich kenne, wird es mit dem sprachelernen ratzfatz gehen :) hauptsache du vergisst dein deutsch nicht. :)